Ludwig Münstermann
Ludwig Münstermann - Einer der bedeutendsten Bildhauer des 17 Jahrhunderts in
Norddeutschland
Lebensdaten:
Das Leben von Ludwig Münstermann bleibt hinter wenigen Daten im Spekulativen verborgen.
Geboren wurde er um 1570 und sein Sterbejahr ist 1637/38. Wir wissen nichts über seine
Herkunft, wo er seinen Beruf erlernt hat und wohin ihn seine Wanderungen als Geselle geführt
haben.
Erst als Meister im Jahre 1599 mit seiner Aufnahme in das Hamburger Drechsleramt tritt
Münstermann offiziell in Erscheinung. 1608 wird er mit dem Auftrag für den Orgelprospekt der
Schlosskapelle in Rotenburg an der Wümme ein erstes Mal mit einer Arbeit fassbar.
Auftraggeber war der Verdener Fürstbischof Philipp Sigismund von Braunschweig-Lüneburg.
Der kunstsinnige Fürst mit seinen weit verzweigten verwandtschaftlichen Beziehungen und
kirchlichen Ämtern mag Münstermann den Grafen von Oldenburg und Delmenhorst, Anton
Günther und Anton II, empfohlen haben.
Künstlerisches Werk:
Ludwig Münstermann ist ein künstlerisch hochbegabter Handwerker, der gemeinsam mit seinen
Mitarbeitern entsprechend den Wünschen und der Finanzkraft seiner Auftraggeber Bildwerke
aus Holz, Stein und Alabaster schafft.
Aus dem Jahre1612 sind seine Arbeiten am Fassadenschmuck des Oldenburger Schlosses und
der Rasteder Kanzel überliefert. 1613-1618 folgt die Ausstattung der Vareler Schlosskirche. Die
Arbeiten durch seine Werkstatt für die Kirchen in Altenesch, Rodenkirchen, Hohenkirchen,
Schwei, Holle, Stollhamm und Apen füllen die Jahre bis zu seinem Tode.
Trotz der vielen Aufträge aus Oldenburg bleibt er in seiner Werkstatt an einem Hamburger Fleet.
Von hier transportiert er seine Arbeiten auf dem Wasserwege zu den Auftraggebern.
Grundlagen der künstlerischen Gestaltung:
Die Vorstellung vom genialen Bilderfinder, der einsam nach eigenen künstlerischen
Vorstellungen seine Werke schafft, entspricht nicht den historischen Gegebenheiten. Die
Gestaltung der Werke lag nicht allein in der Verantwortung des Künstlers, sondern war
wesentlich geprägt von den Wünschen der Auftraggeber. Die Auftraggeber besaßen eine klare
Erwartungshaltung hinsichtlich Form und Inhalt der verschiedenen Bildthemen.
Der Formenschatz für die theologischen Bildprogramme stammte, den Werkstattgewohnheiten
seiner Zeit folgend, aus graphischen Vorlageblättern und damals gängigen Musterbüchern.
Da Münstermann schon viele Ausstattungsstücke für Kirchen geschaffen hatte, besaß er
offenkundig ein beträchtliches Maß an Verständnis für theologische Vorstellungen.
Darstellungen von Perspektiven und antiken Säulenordnungen aus den Niederlanden liefern
weitere Gestaltungseinflüsse. Für Münstermann bieten sie den Rahmen und Gerüst, in der er
seine Figuren und szenischen Darstellungen spektakulär hinein komponiert.
Impulse des Manierismus:
In den Werken Münstermanns spiegelt sich der Einfluss der internationalen Kunstbewegung des
Manierismus, die ihre Impulse aus den höfischen Kunstzentren empfängt. Unter dem Einfluss
der Spätwerke Michelangelos setzen vor allem niederländische Künstler eine andere Relation
gegen die harmonischen und ausgewogenen Kompositionen der Renaissance.
Wesentliche Merkmale des Manierismus sind: unnatürlich wirkende Haltungen bzw.
Perspektiven, gestreckte Formen und Figuren, gesteigerte Bewegung und Ausdruckskraft,
Künstlichkeit statt Natürlichkeit.
Lichtführung und Holzsichtigkeit:
Am Altar werden die Besonderheiten des Werkes von Münstermann besonders deutlich: Die
Neigung der zentralen Abendmahlsgruppe zum Betrachter, der so ganz intensiv Zeuge des
Dargestellten in der bühnenhaften Vision werden kann. Von Bedeutung für den Eindruck des
Immateriellen, Schwebenden, das die Kunst Münstermanns kennzeichnet, ist auch die
ausgeklügelte Lichtregie durch rückwärtig einfallendes Tageslicht.
Münstermann führte seine Arbeiten detailliert mit hochwertigen künstlerischen Oberflächen
holzsichtig aus. Es blieb den Auftraggebern vorbehalten, die Schnitzereien holzsichtig zu
belassen, bzw. teilweise oder ganzflächig farbig zu fassen.
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